Igor Chuxlancev: Ants build their-body bridge to cross the big canyon, Thailand, around Chiang Mai, Mai Clang waterfall, December 2015, CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons.

Die zweite CURE Summer School findet vom 21. bis zum 25. September 2026 zum Thema „Über die Spaltung hinaus“ in der Villa Vigoni – Deutsch-italienisches Zentrum für den europäischen Dialog in Menaggio (Italien) statt. Die jährlich veranstaltete Summer School wird vom Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE) und dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL Berlin) organisiert und findet in Kooperation mit THALIM (UMR, Sorbonne Nouvelle/CNRS), der Katholischen Universität Portugal, der Universität Triest und weiteren Partnern statt. Die Kosten für Reise und Unterkunft von zwanzig Doktorand:innen werden vollständig übernommen.

WANN

21. – 25. SEPTEMBER 2026

WO

VILLA VIGONI – DEUTSCH-ITALIENISCHES ZENTRUM FÜR EUROPÄISCHEN DIALOG | 22017 MENAGGIO, LAGO DI COMO, ITALIEN

ENDE DER BEWERBUNGSFRIST

25. FEBRUAR 2026

PROGRAMM

Die sich ständig verschärfende Spaltung von und in Gesellschaften ist eines der dringlichsten Probleme unserer Gegenwart, weil sie Formen des Zusammenlebens, zwischenmenschliche Beziehungen und individuelle Selbstentwürfe nachhaltig beschädigt. Sie produziert ein Blockdenken, eine Aufteilung in entgegengesetzte Lager, in der weder Kommunikation noch eine Positionierung im Dazwischen möglich scheinen. Als Keil, der radikal auseinandertreibt, nimmt Spaltung Kollektive und Gemeinschaften in der Immobilität von Denkmustern gefangen, die nicht mehr aufgebrochen werden können. Wenn Spaltungen einerseits auf unverheilte Verletzungen reagieren, produzieren sie andererseits wiederum neue Verletzungen. Alterisierung, also das Gegenüber in einem Prozess der Abschottung, Ausschließung oder Projektion zu einem Anderen, einem Fremden zu machen, ist zugleich Voraussetzung und Konsequenz von Spaltungsprozessen. Sie verhindern Möglichkeiten von Entwicklung, Vieldeutigkeit und Zukunftsoffenheit, die für ein Zusammenleben nötig sind.

Welche Konstanten von Spaltungsprozessen lassen sich über verschiedene Epochen und Kulturräume hinweg beobachten und was macht die Besonderheiten gegenwärtiger Dynamiken aus? Wie kann der Graben, der durch Spaltungsprozesse entsteht, überbrückt werden? Gibt es Strategien des Denkens, Sprechens und Handelns, die Spaltung verhindern oder reparieren können, vor allem vor dem Hintergrund dessen, dass sich Spaltungsmuster bewusst und unbewusst fortsetzen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich zahlreiche intellektuelle Positionen unserer Zeit. So denkt Cynthia Fleury in Hier liegt Bitterkeit begraben darüber nach, wie sich im ressentiment individuelle Prozesse traumainduzierter (Ab-)Spaltung und kollektive gesellschaftspolitische Spaltung überlagern und wie solche regressiven Tendenzen überwunden werden können. Auch in zahlreichen Werken der Gegenwartsliteratur und -kunst, besonders solchen, die sich mit Krieg, Kolonialismus und Gewalt beschäftigen, steht diese Problematik im Mittelpunkt. Sie führt zugleich zurück zu den Entstehungsdynamiken von unüberbrückbaren Lagern: Wie betreiben bestimmte Konversations- und Kommunikationstechniken (z. B. die Lüge oder informationssteuernde Algorithmen) eine gesellschaftliche Spaltung und wem nützt sie?

Zusammen mit den Teilnehmer:innen unserer Summer School möchten wir über die Spaltung hinausdenken und untersuchen, was kulturelle Praktiken Prozessen der Dehumanisierung, Vereindeutigung und Komplexitätsreduktion entgegenzusetzen haben. Wir interessieren uns für Praktiken, die bestehende Spaltungen bearbeiten und auflösen wollen, genauso wie für solche, die im Sinne einer Prävention Spaltung zu verhindern suchen. Dabei wollen wir den Blick insbesondere auf Strategien des Erzählens und des In-Beziehung-Setzens richten, die neue Konstellationen erproben – in Literatur, bildender Kunst, im Film und in der Musik ebenso wie im Theater oder in religiösen Ritualen: Wie kann sich eine Stimme jenseits von unvereinbaren Lagern positionieren und eine Erfahrung des Dazwischen oder des Darüber hinaus artikulieren, die in der Spaltung unmöglich scheint? Welche ästhetischen Verfahren (etwa Montage, Übersetzung, Polyphonie) machen die Entstehungsprozesse, Funktionen und Wirkungsweisen von Spaltung versteh- und erfahrbar? Welche Strategien des Adressierens und Perspektivierens können einen Handlungsraum eröffnen, der über die Spaltung hinausweist?

KEYNOTE

Véronique Tadjo
(Autorin und Literaturwissenschaftlerin, London/Abidjan)

FORMAT

• 20 Doktorand:innen werden ausgewählt. Die Kosten der Teilnehmer:innen für Anreise und Unterkunft in der Villa Vigoni werden übernommen (Ankunft am 21. September, Abreise am 25. September).
• Das Programm setzt sich aus Keynotes, Gruppendiskussionen und kurzen Präsentationen der Doktorand:innen zusammen.
• Spätestens Ende Juli wird den Teilnehmer:innen ein Reader mit den wichtigsten Materialien zur Verfügung gestellt. Von den ausgewählten Doktorand:innen wird erwartet, dass sie die darin enthaltenen Texte vor dem Beginn der Summer School lesen und vorbereiten.
• Die Summer School ist mehrsprachig, wobei die Hauptsprache Englisch ist. Kenntnisse in Deutsch, Italienisch und/oder Französisch werden begrüßt, da Beiträge auch in diesen Sprachen gehalten werden können.

VORAUSSETZUNGEN

Bewerber:innen sollen zum Zeitpunkt der Bewerbungsfrist an einer Dissertation arbeiten.

BEWERBUNGSVERFAHREN

• Das Online-Formular für die Bewerbungen wird am 7. Januar 2026 freigeschaltet.
• Bewerbungen können bis zum 25. Februar 2026 ausschließlich über das Online-Formular eingereicht werden.
• Bitte reichen Sie Ihren Lebenslauf und ein maximal zweiseitiges Motivationsschreiben ein, aus dem hervorgeht, warum Sie an der Summer School teilnehmen möchten, warum das Thema Ihr Interesse weckt und was Sie zu der Veranstaltung beitragen möchten.
• Eine Benachrichtigung über die Annahme oder Ablehnung Ihrer Bewerbung erhalten Sie Ende April 2026.

FRAGEN UND HILFE

Die CURE Summer School wird von Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser, Dr. Hannah Steurer und Dr. Laura Vordermayer organisiert. Wenn Sie Fragen zum Bewerbungsverfahren haben, wenden Sie sich bitte an hannah.steurer@khk.uni-saarland.de.

AUSRICHTENDE INSTITUTIONEN

Die CURE Summer School ist eine Veranstaltung vom Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE) und dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL Berlin) und findet in Kooperation mit THALIM (UMR, Sorbonne Nouvelle/CNRS), der Katholischen Universität Portugal, der Universität Triest und weiteren Partnern statt.

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