In meinem Projekt untersuche ich das Thema der Reparation in wissenschaftlicher wie kreativer Weise und mithilfe von Erinnerungskultur, Medien und Lyrik. Dabei konzentriere ich mich auf die politischen Unruhen in Hongkong und bemühe mich darum, diese in einem globalen Kontext zu verorten. In einem ersten Schritt beschreibe ich die Umwandlung und das letztendliche Verbot der Gedenkstätte für die Proteste auf dem Tian’anmen-Platz von 1989 in der Sonderverwaltungszone Hongkong. In diesem Zusammenhang argumentiere ich, dass diese Unterdrückung den Versuch der Kommunistischen Partei Chinas widerspiegelt, Kontrolle auszuüben und Dissens auszuradieren. Dennoch bleibt die Erinnerung, als mächtige Kraft des Widerstands. In einem weiteren Schritt untersuche ich, wie die Proteste von 2019 gegen die Auslieferungen an die Volksrepublik China in westlichen Medien dargestellt werden und wie diese Bilder – auch wenn sie teils abstrakt sind – Hongkongs Kampf um Autonomie im internationalen Bewusstsein bewahren und ihn in einen größeren globalen Zusammenhang von Demokratiebewegungen stellen. Auf der Grundlage meiner eigenen Gedichtbände Hula Hooping (2015) und If I Do Not Reply (2024), setze ich mich den Themen Protest und Zensur auseinander. Die Gedichte, die ich während der Unruhen im Jahr 2019 geschrieben habe, halten entscheidende Momente fest und erzählen von den emotionalen und seelischen Narben, die die Unterdrückung hinterlassen hat. Indem ich den politischen Widerstand in Hongkong in einen größeren globalen Rahmen einbinde, zeige ich, wie kulturelle und künstlerische Ausdrucksformen nicht nur als Akte des Gedenkens dienen, sondern auch als Instrumente, um autoritäre Regime herauszufordern, Solidarität zu fördern und zu einem weltweiten Diskurs über Wiedergutmachung und Menschenrechte beizutragen.
PROF. DR. TAMMY LAI-MING HO
CURRICULUM VITAE
Tammy Lai-Ming Ho ist eine in Hongkong geborene Literaturwissenschaftlerin, Dichterin und Übersetzerin. Sie ist die Chefredakteurin von Cha: An Asian Literary Journal, einer bedeutenden Plattform für asiatische Literaturwissenschaft und die Sichtbarkeit asiatischer Autor:innen, und Mitherausgeberin von Hong Kong Studies, dem einzigen peer-reviewed Journal mit Schwerpunkt Hong Kong. Außerdem ist sie Mitherausgeberin des Voice & Verse Poetry Magazine und von The Shanghai Literary Review. Als ehemalige Associate Professorin (mit Tenure) an der Hong Kong Baptist University, umfasst ihre wissenschaftliche Arbeit u. a. die Monografie Neo-Victorian Cannibalism (2019) und diverse Artikel zu der Literatur und Kultur Hong Kongs. Sie ist die Mitherausgeberin von Sammelbänden wie Hong Kong: Poets in Conversation with Octavio Paz (2017) und Hong Kong 20/20: Reflections on a Borrowed Place (2017). Zu ihren Gedichtsammlungen gehören Hula Hooping (2015), das mit dem Young Artist Award in Literary Arts vom Hong Kong Arts Development Council ausgezeichnet wurde, Too Too Too Too (2018), und If I Do Not Reply (2024). 2023 war sie Writer-in-Residence des International Writing Program der University of Iowa.
