Um das Übersetzen als reparative Praxis denken zu können, bedarf es zunächst einer kritischen Revision seines Framings. Das Projekt stellt dieses Framing über drei mythische Erzählungen vor: die griechische Sage von Momos, die biblische Babel-Erzählung sowie die Erzählung von der Entstehung der Septuaginta in der Version des Augustinus. Sie bilden den Ursprung von drei Überfrachtungen des Übersetzens, da aus ihnen der Auftrag der Transparenz (Momos), die Bearbeitung einer Schuld (Babel) und die Markierung als per se unvollkommen und von Übersetzenden als nicht vertrauenswürdig (Augustinus) entspringt. Vor diesem Hintergrund werden ausgewählte Übersetzungen mit dem Ziel analysiert, aus der Praxis des Übersetzens Erkenntnisse über Grenzen und Möglichkeiten der Reparation im Vollzug der sprachlichen Transformation zu gewinnen. Im Mittelpunkt stehen folgende Texte bzw. Übersetzungsprozesse: der Aristeas-Brief (um 120 v. Chr.), die Novelas ejemplares von Miguel de Cervantes (1613), Les Mille et Une Nuits in der Übersetzung von Antoine Galland (1704–1717), die Übersetzungsgeschichte des Popol Vuh, des indigenen Schöpfungsmythos der Maya-Quiché (16.–20. Jahrhundert) sowie Georges Perecs La Disparition (1969) mit der 1986 erschienenen Übersetzung von Eugen Helmlé.
PROF. DR. ALBRECHT BUSCHMANN
CURRICULUM VITAE
Albrecht Buschmann ist seit 2010 Professor für spanische und französische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Rostock. Zuvor unterrichtete er an der Universität des Saarlandes und an der Universität Potsdam. Zusammen mit Stefanie Gerhold übersetzte er Max Aubs Romanzyklus Das Magische Labyrinth (Übersetzerpreis der Spanischen Botschaft 2003) und widmet sich in seiner Forschung der Literatur des republikanischen Exils. Hierzu arbeitet er aktuell in der DFG-Forschungsgruppe „TransExil: Verhandlungen von Ästhetik und Gemeinschaft im postrevolutionären Mexiko“. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Darstellbarkeit von Gewalt in sozialer Nähe (etwa Literatur über Bürgerkriege, Drogengewalt oder lateinamerikanische Diktaturen) sowie Theorie und Praxis des Literaturübersetzens. Dabei interessiert ihn vor allem die Kulturgeschichte des Übersetzens und deren Verschränkung mit transkultureller Wissensgeschichte.
