Am Freitag, den 8. November 2024 fand im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte die feierliche Eröffnung des Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE) statt. Das Kolleg, verankert als Kompetenzzentrum an der Universität des Saarlandes und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, widmet sich der Entwicklung einer transmedialen Theorie kultureller Reparationsprozesse.

Die Eröffnung von CURE erfolgte zusammen mit der Vernissage der Ausstellung THE TRUE SIZE OF AFRICA, an der rund 680 geladene Gäste teilnahmen. Die Feier wurde gerahmt von einer Videoarbeit der Kongo Astronauts, die in ihrem Film den Schauplatz der Ausstellung erkundeten. Ergänzt wurde sie durch eine Live-Percussion-Performance von Pisko Crâne, einem Mitglied der Künstlergruppe. Zu hören waren außerdem ausgewählte Stücke von Musiker:innen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora. Inmitten der Ausstellung eröffnete Dr. Ralf Beil, Generaldirektor des UNESCO-Weltkulturerbes Völklinger Hütte, den Abend. Er gab Einblicke in die Entstehung der Ausstellung und betonte die kulturelle Bedeutung des Projekts, das in Kooperation mit CURE entstanden ist und wertvolle Impulse für die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte leistet, die ihre Spuren auch im Saarland hinterlassen hat.

Im Anschluss hob Dr. Andreas Görgen, leitender Beamter bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die vielfältigen politischen und kulturellen Verbindungen zwischen einzelnen afrikanischen Ländern und Deutschland hervor. Dabei räumte er der ästhetischen Erfahrung von Kunst einen besonderen Raum ein. In ihren Grußworten betonten die saarländischen Minister:innen Christine Streichert-Clivot und Jakob von Weizsäcker die Bedeutung der Förderung von Kultur und Wissenschaft, die Projekte wie die Kooperation zwischen dem UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte und dem Käte Hamburger Kolleg erst möglich machen.  

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Die CURE Direktor:innen Prof. Dr. Markus Messling und Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser schlugen einen Bogen von der wissenschaftlichen Arbeit am Kolleg zu den Exponaten und verwiesen dabei auch auf den Beitrag der CURE-Fellows und Artists in Residence zur Ausstellung. Dabei betonten sie die Rolle der Kunst als Ort, an dem das Irreparable bearbeitet wird und sich verschiedene, auch widersprüchliche Erfahrungen von Beschädigung überlagern oder nebeneinander bestehen können. Im Mittelpunkt des Beitrags stand die Bedeutung kultureller Praktiken der Reparation in einer Zeit zunehmender politischer Spaltung und Demokratiegefährdung.

Den abschließenden Festvortrag hielt Prof. Dr. Souleymane Bachir Diagne. Diagne, Professor an der Columbia University in New York, ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von CURE. Seine Rede hob die notwendige Zirkulation von kulturellen Objekten aus Afrika hervor, denen der Philosoph die Fähigkeit zuschreibt, selbst zu sprechen. Dabei vermittelte er den zahlreichen Anwesenden eine eindrückliche Vorstellung davon, inwiefern in der afrikanischen Philosophie Kunst und Leben untrennbar zusammengehören.

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Die Ausstellung THE TRUE SIZE OF AFRICA, die der Generaldirektor des UNESCO-Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Dr. Ralf Beil, kuratiert hat, umfasst das sogenannte Museum of Memorability, das in einer historischen Perspektive vom Beginn der Menschheit bis heute neue Bezüge zwischen Afrika und Europa herstellt und auf verschiedenen Ebenen die Größe Afrikas zur Schau stellt. Den größten Raum der Ausstellung nehmen Werke namhafter Künstler:innen aus Afrika und der globalen Diaspora ein. Hier finden sich zahlreiche eigens für die Ausstellung konzipierte Werke wie Gemälde sowie Sound-, Video- und Rauminstallationen, darunter Arbeiten der CURE-Artists Memory Biwa, Géraldine Tobe und Zineb Sedira. Die Ausstellung wurde von den ersten CURE Fellows und vom Team des Kollegs wissenschaftlich begleitet. Sie ist bis zum 17. August 2025 im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu besichtigen. Zur Ausstellung erscheint im Februar 2025 im Hirmer Verlag ein reich illustriertes Katalogbuch in englischer Sprache, herausgegeben von Ralf Beil, Markus Messling und Christiane Solte-Gresser. Es umfasst Essays von Ralf Beil, Elara Bertho, Souleymane Bachir Diagne, Till Förster, Franck Hofmann, Nadia Yala Kisukidi, Markus Messling und Christiane Solte-Gresser.

© KHK CURE
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Mit der Veranstaltung wurde die Eröffnung eines interdisziplinären Exzellensforschungsinstituts gefeiert, das internationale Spitzdenforscher:innen im Bereich der kulturellen Reparationsforschung zusammenbringt und einen wichtigen Beitrag zu gesellschaftlichen Zukunftsfragen leisten soll. Das Kolleg hat sich zum Ziel gesetzt, ein tiefgehendes Verständnis für individuelle und kollektive Reparationsprozesse in einer globalisierten Welt zu entwickeln und so zur Reflexion über das zukünftige gesellschaftliche Zusammenleben beizutragen. Im Fokus der Forschung stehen Erinnerungskulturen, geschichtspolitische Diskurse, individuelle Erfahrungen von Verlust und Beschädigung sowie kulturökologische Fragestellungen.

Weiterführende Pressebeiträge zur Eröffnung:
Videobeitrag: ARD – Wir im Saarland – Kultur am 13. November 2024
Interview: Saarbrücker Zeitung – Interview mit CURE Direktor:innen Markus Messling und Christiane Solte-Gresser vom 11. November 2024
Radiobeitrag: Deutschlandfunk – „The True Size of Africa“ – Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte am 10. November 2024