Anne Weber gehört zu den renommiertesten deutsch-französischen Schrifstellerinnen und Übersetzerinnen. 1964 in Offenbach geboren, lebt, sie seit 1983 in Paris. Ihre Texte schreibt sie mittlerweile zuerst auf Deutsch und übersetzt sich dann selbst ins Französische. Dabei experimentiert sie mit Erzählformen und lotet die Untiefen der individuellen wie der kollektiven Geschichte, insbesondere zwischen Deutschland und Frankreich, aus. 2020 wurde sie mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet, für den Text Annette, ein Heldinnenepos, der die Geschichte der französischen Widerstandkämpferin Anne Beaumanoir aufgreift.

Am 31. Januar 2025 war Anne Weber in Saarbrücken zu Besuch und am Vormittag auch zu Gast am Käte Hamburger Kolleg CURE. Mit den Fellows und dem Team hat sie u. a. darüber gesprochen, wie traumatische Vergangenheiten, die in die Gegenwart ragen, erzählt werden können. Zentral für diese Frage ist ihr Buch Ahnen / Vaterland (2015). Bereits der deutsche Titel, so Anne Weber in die Diskussion, führt den Blick auf die eigenen Vorfahren mit einer unheilvollen Vorahnung zusammen: Ahnen erzählt ihre Familiengeschichte ausgehend vom Urgroßvater Florens Christian Rang, Theologe, Schrifsteller und Freund Walter Benjamins. Die Verbindung zwischen dem Urgroßvater und Anne Weber führt allerdings über Zwischenetappen. Und so dokumentiert das Buch auch die Suche nach der nationalsozialistischen Vergangenheit des Großvaters und das schwierige Verhältnis zum Vater. Wie werden reale Personen zu Romanfiguren? Wie schafft Sprache dabei Distanz zum emotionalen Erleben und wie stellt sie Nähe her? Welche Rolle spielt dabei die Selbstübersetzung, die immer auch Relektüre, Verbesserung, Neuschreiben ist? Ausgehend von diesen Fragen haben Anne Weber, die Fellows und das CURE Team Einzelausschnitte aus Ahnen und aus Annette, ein Heldinnenepos / Annette, une épopée  diskutiert und den deutschen mit dem französischen Text parallel gelesen.

In einer Abendveranstaltung des Institut d’Études Françaises in der Saarbrücker Stadtbibliothek hat Anne Weber am gleichen Tag aus ihrem aktuellsten Buch Bannmeilen / Neuf-trois (2024/2025) gelesen und mit Jonas Hock vom IEF darüber diskutiert.