Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war der Alpen-Adria-Raum Schauplatz einer Vielzahl von Konflikten unterschiedlichster Art zwischen Deutschen, Kroaten, Italienern, Juden, Österreichern und Slowenen. Diese Auseinandersetzungen eskalierten vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis 1954, als die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien festgelegt wurde. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf den Kulturpolitiken, dem Einsatz visueller und künstlerischer Mittel, insbesondere von Denkmälern, Fotografie, Film, Literatur und Musealisierungs-/Ausstellungsstrategien zur Konstruktion von (verlorener) Identität bzw. Erbe und damit zur Veränderung von Gesellschaft. Ziel des Projekts ist eine multiperspektivische Untersuchung der medialen Repräsentationen in/zwischen den Gesellschaften der Region, ihrer (transgenerationalen) Erfahrungen und Erinnerungen, der Nutzung von Kunst, Natur und kulturellem Erbe in einem vergleichenden europäischen Kontext. Durch Fallstudien und die Entwicklung einer Methodologie soll der Komplexität von Traumata, Erfahrungen und Erinnerungen verschiedener Identitäten und Nationen, die durch Vertreibung und den Transfer von Kulturgütern entstanden sind, eine Stimme gegeben werden. Der Akzent liegt dabei auf den Medien, ästhetischen Präsentationen und deren reparativen Potenzial. Das Projekt nimmt eine Longue-Durée-Perspektive ein und untersucht die Möglichkeiten der Geisteswissenschaften, der Kultur, der Kunstgeschichte und der Kunst, Gewalt, Trennung und Ausgrenzung trotz gegensätzlicher Erfahrungen und Wahrnehmungen zu überwinden. Es bietet einen Ausgangspunkt für Versöhnung durch Wissen und eine empathische Wahrnehmung des Schmerzes des Anderen.
PROF. DR. BARBARA KRISTINA MUROVEC
CURRICULUM VITAE
Barbara Kristina Murovec, ist Gastwissenschaftlerin am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut. Sie studierte Kunstgeschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Ljubljana, München, Wien und Graz, promovierte 2000 in Ljubljana und habilitierte sich 2006 in Maribor, wo sie von 2010 bis 2019 lehrte. Von 2005 bis 2018 war sie Direktorin des France-Stele-Instituts für Kunstgeschichte des Forschungszentrums der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste und von 2010 bis 2016 Sekretärin und zweite Vizepräsidentin der RIHA (International Association of Research Institutes in the History of Art). Kürzlich war sie Gastwissenschaftlerin am Getty Research Institute in Los Angeles, am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und am Internationalen Kulturzentrum in Krakau. Ihr Zugang verbindet kunsthistorische Perspektiven mit Ansätzen aus der Emotions- und Traumaforschung, der Erinnerungsforschung, den Critical Heritage Studies, der Provenienzforschung und mit visuellen und identitätspolitischen Fragestellungen.
