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Ukrainisches Kulturerbe in Kriegszeiten: Politische und institutionelle Herausforderungen von Restitution und Reparationen

Fiona Greenland betreibt seit Anfang 2024 Feldforschung in der Ukraine, sowohl in ihrer Eigenschaft als Leiterin des CURIA Conflict Observatory Teams wie auch als Fakultätsmitglied am Fachbereich Soziologie an der University of Virginia. Als CURE-Fellow wird sie Strategien und Praktiken der Dokumentation von Kulturerbe in der Ukraine seit der vollständigen russischen Invasion untersuchen. Empirisch analysiert das Projekt die gemeinsamen Bemühungen von zivilgesellschaftlichen Gruppen vor Ort, Wissenschaftler:innen, NGOs und staatlichen Stellen. Es gibt zahlreiche Kooperationen zur Dokumentation der russischen Zerstörung und Enteignung von kulturell bedeutenden Objekten, Stätten, Denkmälern und Gebäuden. Die Initiativen sind dynamisch, technologisch kreativ und weitgehend unabhängig organisiert. Diese Forschungsarbeit soll ein Bild davon vermitteln, wie Reparationen nach Konflikten bereits in der Zeit des unrechten Handelns und vor den offiziellen Reparationsprozessen Gestalt annehmen. In ihrem Aufsatz aus dem Jahr 2023 über den Bedeutungszwang in postkolonialen Reparationsprozessen hat Fiona Greenland bereits beobachtet, dass die Anstrengungen, physische Schäden an Kultstätten, Kunst und historischem Gedenken zu dokumentieren, unmittelbar mit Narrativen über ihre Bedeutung verknüpft werden. Darauf aufbauend untersucht dieses Projekt auf einer theoretischen Ebene Konzepte von Bedeutsamkeit und Verlust.

PROF. DR. DR. FIONA GREENLAND
CURRICULUM VITAE

Fiona Rose Greenland ist Associate Professor für Soziologie mit einer zusätzlichen Berufung für Anthropologie an der University of Virginia sowie Gründerin und Co-Direktorin des Cultural Resilience Informatics and Analysis Lab (CURIA). Sie befasst sich mit Prozessen zum Schutz und zur Wiederherstellung von kulturellem Erbe, wobei ihr besonderes Interesse der Frage gilt, wie neue Technologien in die entsprechenden nationalen und internationalen Rahmenbedingungen eingebunden werden können. Seit Januar 2024 leitet sie das CURIA-Investigation-Team des Conflict Observatory Ukraine. Sie war leitende Forscherin in zwei von der National Science Foundation finanzierten Förderprojekten: „Insurgent Artifacts: Remote Sensing and the Rise of Conflict Archaeology“ (2017–2022) und „Spatial-Temporal Analysis of Social Disintegration“ (2020–2023). Vor dem Hintergrund ihrer Ausbildung als OSINT-Investigator begrüßt sie Gelegenheiten zur Zusammenarbeit mit anderen Forscher:innen im Bereich von Open Source Intelligence, die ihr Interesse an der Dokumentation kultureller Verluste mit dem Ziel rechtlicher Verantwortung und Restitution nach Konflikten teilen.

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