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THINKING WITH THE MEDITERRANEAN: REKONFIGURATIONEN VON KONZEPTEN, LITERATUREN, UND DER WELT AN DEN ÖSTLICHEN UND SÜDLICHEN KÜSTEN DES MITTELMEERS

Das Mittelmeer wird oft als Erfindung westeuropäischer Wissenschaftler:innen, Philosoph:innen und Schriftsteller:innen des 19. Jahrhunderts betrachtet, die das Meer als eine in sich geschlossene Einheit mit einer einzigartigen Geschichte beschreiben. In ihren Werken finden sich Reproduktionen institutionalisierter und verfestigter Darstellungen, wie das Bild des Mittelmeers als Wiege der europäischen Zivilisation. Diese Bilder hinterfragen die in diesem Projekt untersuchten Autor:innen, wenn sie von „ihrem Mittelmeer“ schreiben, bzw. von ihren Perspektiven auf seine Geschichte, die den orientalistischen Darstellungen zuwiderlaufen. Diese Autor:innen, wie Halide Edib Adivar (1884–1964) und Taha Hussein (1889–1973), verbrachten die ersten Jahre ihres Lebens im Osmanischen Reich. Nach seinem Ende im Jahr 1922 fanden sich die meisten in neuen Nationalstaaten des Nahen Ostens und Nordafrikas wieder. Mit der Verwandlung des Mittelmeerraums in ein umkämpftes Gebiet, in dem westeuropäische Kolonialmächte miteinander konkurrierten, erlebten sie bedeutende politische, wirtschaftliche, kulturelle und sogar epistemische Umwälzungen. Auf der Grundlage der ökokritischen und postkritischen Wende in der Literaturwissenschaft zeigt die Studie, dass diese Autor:innen „mit“ oder „entlang“ des Mittelmeerraums denken, während sie neue politische, literarische und kulturelle Visionen kultivierten. Sie will Wissenschaftler:innen dazu ermutigen, geografische Kategorien nicht als statische Hintergründe zu betrachten, sondern als das, was Karima Laachir, Sara Marzagora und Francesca Orsini „signifikante Geografien“ genannt haben und mit denen es möglich wird, Konzepte, Literaturen und die Welt neu zu begreifen.

ASSOZ. PROF. DR. C. CEYHUN ARSLAN
CURRICULUM VITAE

Ceyhun Arslan ist Associate Professor in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Koç Üniversitesi in Istanbul und Fellow der Alexander von Humboldt-Stiftung und des Forums für Transregionale Studien. Er ist außerdem Mitherausgeber der Zeitschrift Middle Eastern Literatures. Seine Texte sind in verschiedenen Zeitschriften und Sammelbänden erschienen, darunter Middle Eastern Literatures (2016), Comparative Literature Studies (2017), Journal of Mediterranean Studies (2019), Sea of Literatures: Towards a Theory of Mediterranean Literature (2023) und Utopian Studies (2024). Seine erste Monografie, The Ottoman Canon and the Construction of Arabic and Turkish Literatures,erschien bei Edinburgh University Press. Während seiner Zeit als Fellow am Käte Hamburger Kolleg CURE arbeitet er an seiner zweiten Monografie, die den Arbeitstitel Thinking with the Mediterranean: Concepts, Literatures, and the World Reconfigured on Eastern and Southern Shores trägt.

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