Vom physischen Umfeld bis hin zu digitalen Räumen hat das Anthropozän das Verhältnis der Menschheit zur Natur tiefgreifend verändert. Während Umweltkunst häufig unter dem Aspekt des ökologischen Aktivismus untersucht wurde, blieb ihre Rolle bei der Auseinandersetzung mit räumlicher Abstraktion und der Trennung von Natur und Kultur bislang weitgehend unerforscht. Von Allan Kaprows partizipativen Umgebungen bis hin zu heutigen Festivals und Ausstellungen, die eng mit dem jeweiligen Ort verbunden sind, arbeiten Künstler:innen daran, diese Kluft zu überbrücken. Dieses Projekt untersucht, wie Umweltkunst als Plattform für gesellschaftliche Reparation dienen kann – durch phänomenologische Annäherung, Bewahrung des kulturellen Gedächtnisses, ökologische Erneuerung und digitale Intervention. Auf der Grundlage historischer Quellen und vor Kurzem realisierter Ausstellungen analysiert es künstlerische Praktiken und kuratorische Ansätze, die Fragen der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit in unterschiedlichen kulturellen Kontexten verhandeln und Zukunftsszenarien für die Transformation von Landschaften und Ökosystemen entwerfen. Ziel des Projekts ist es, ein öko-ästhetisches Rahmenwerk zu entwickeln, das das Potenzial der Kunst in den Mittelpunkt stellt, bestehende Machtstrukturen im Anthropozän kritisch zu hinterfragen.
DR. YI-TING WANG
CURRICULUM VITAE
Yi-Ting Wang promovierte 2023 in Ästhetik, Wissenschaft und Technologie der Künste an der Universität Paris VIII, wo sie dem Laboratoire arts des images et art contemporain (AIAC) angehörte. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie die Umweltkunst in Frankreich (1970–1990), die durch ortsspezifische Interventionen modernistische Raumparadigmen kritisch hinterfragte. Gefördert durch Stipendien des Bildungsministeriums und des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie von Taiwan präsentierte sie ihre Forschung auf mehreren internationalen Konferenzen. Ihr aktuelles Projekt befasst sich mit der Kunst des Anthropozäns und verfolgt reparative künstlerische Strategien von 1958 bis 2025, die die Kluft zwischen Natur und Kultur überbrücken, indem sie degradierte Landschaften wiederherstellen, gefährdete kulturelle Erinnerungen und Ökosysteme bewahren und die räumliche Darstellung in materieller und digitaler Form neu denken.
