Workshop mit Nadia Ellis (University of California)
WANN
WO
Käte Hamburger Centre CURE
Neugrabenweg 4
66123 Saarbrücken
SPRACHE
ENGLISH
PROGRAMM
Dieser Workshop widmet sich der Frage, wie subtile ästhetische Gesten in der afrokaribischen Religion radikale politische und subjektive Entwürfe für ein Leben in Abwesenheit von kolonialen Reparationen andeuten. Nadia Ellis setzt sich dabei mit dem Werk eines der bedeutendsten modernen Künstler: innen der Karibik auseinander: Mallica „Kapo“ Reynolds (1911–1989). Reynolds erscheint im ethnografischen Archiv der jamaikanischen Religionspraxis als herausragende visuelle Figur der Revival-Zeremonie – rituell geschmückt, charismatisch und mit einer machtvollen Körpersprache. Doch seine bildende Kunst offenbart eine weniger beachtete Dimension der Revival-Ästhetik: eine Tendenz zur Leichtigkeit und Schwebe, die sich mit komplexen rituellen und symbolischen Elementen der Revival-Bewegung verknüpfen lässt. In Auseinandersetzung mit der Geschichte des jamaikanischen Revival, dem Mythos des „Flying African“ sowie einer Vielzahl visueller, historischer und literarischer Texte entwickelt Ellis ein ästhetisches Prinzip, das man als float bezeichnen könnte: eine Form des Atmosphärischen, Schwebenden, Perspektivischen in der Kunst und Kultur der Schwarzen Diaspora. Ausgehend von diesen Texten beschreibt sie, wie das Schweben einen Zugang zu einer exzentrischen Form antikolonialer Subjektivität eröffnet. Schweben bedeutet verwirrend, schwer fassbar und manchmal humorvoll zu sein – Strategien, die zeitweise ein Entkommen aus postkolonialen Verstrickungen ermöglichen.
Nadia Ellis ist Professorin für Anglistik und Spezialistin für Literatur und Kultur der Schwarzen Diaspora, der Karibik und des Postkolonialismus. Sie gehört zu den führenden Wissenschaftler:innen auf ihrem Gebiet. Ihre Forschung bewegt sich an den Schnittstellen von Queerness und Diaspora, imperialer Identifikation und kolonialem Widerstand sowie Performance und Theorie. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den ästhetischen und affektiven Dimensionen Schwarzer Zugehörigkeit. Ihr Buch Territories of the Soul: Queered Belonging in the Black Diaspora (Duke University Press, 2015; Honourable Mention, William Sanders Scarborough Prize, MLA) zeichnet literarische Wege von der Karibik nach Großbritannien und in die Vereinigten Staaten nach und untersucht Formen Schwarzer Zugehörigkeit, die von queeren utopischen Sehnsüchten und diasporischen Ästhetiken geprägt sind. Neben dieser Arbeit hat sie zahlreiche Essays über queere und Schwarze Performance, Sexualität und Archive sowie über populäre Musik, darunter jamaikanischen Dancehall, veröffentlicht. Sie erhielt Stipendien und Förderungen u. a. von der American Association of University Women, dem Social Science Research Council und dem Hellman Fund sowie dem Townsend Center for the Humanities der UC Berkeley. Für ihre Lehrtätigkeit wurde sie mit dem Distinguished Teaching Award (2020) und dem American Cultures Innovation in Teaching Award(2016) ausgezeichnet. Sie promovierte in Anglistik an der Princeton University, erwarb ihren M.Phil. an der University of Oxford und ihren B.A. in Literatures in English an der University of the West Indies (Mona), Jamaika.
Moderation: Markus Messling und Mario Laarmann
CURE-Workshops richten sich in erster Linie an interne Teilnehmer:innen. Externe Interessierte sind herzlich eingeladen, sich per E-Mail an kontakt@khk.uni-saarland.de zu wenden. Eine Teilnahme ist bei vorheriger Anmeldung und vorbehaltlich freier Plätze möglich.
