Rhinozeros. Europa im Übergang ist die Jahresschrift des Käte Hamburger Kollegs für kulturelle Praktiken der Reparation. Sie präsentiert Texte und Bilder einer historisch bewussten Gegenwartsdiagnostik. Ihr Anliegen ist es, die weltweiten und vielfältigen Diskussionen über Reparationen ins Gespräch mit der deutschen Gesellschaft zu bringen und so der Herausforderung zu begegnen, die europäischen Weltbezüge neu zu gestalten. Wie das Käte Hamburger Kolleg zielt auch Rhinozeros auf Internationalisierung, Übersetzung und Öffnung zur Welt. Im Zeichen eines Verbs, eines Tuns, versammelt die Zeitschrift wissenschaftliche und künstlerische Stimmen aus dem Kolleg und weit darüber hinaus.
Das Nashorn ist ein Emblem Europas. Seit der Antike war es mit imperialer Macht verbunden: als Wappentier, kostbares Geschenk unter Potentaten und Zentrum von Schaulust. Horn und Panzerung, Relikte eines Urviechs, sind ein schweres Erbe: dickhäutig, wohlgenährt und standsicher könnte es zuversichtlich in die Zukunft blicken. Doch seine Sicht ist eingeschränkt, daher seine Reizbarkeit. Wie kann ein halbblinder Mehrtonner den Sprung in die Zukunft wagen?
Rhinozeros 4 widmet sich der Frage nach der Bewohnbarkeit der Welt. Wo und wie wir wohnen, bestimmt unsere Weltbezüge. Die Welt zu einem wohnlicheren Ort zu machen, daran festzuhalten, bei aller Skepsis, ist daher eine existentielle Frage.
Rhinozeros. Europa im Übergang 4 | wohnen | 2024
Herausgegeben von Franck Hofmann | Markus Messling | Christiane Solte-Gresser
Wie das Zusammenleben in einer geteilten Welt gestalten, ohne dabei nach der heimatlosen zu fragen?
„Bereits in der Dialektik der Moderne, mit Kolonialismus und der als zivilisatorische Mission verbrämten europäischen Expansion, spätestens aber mit Shoa und Weltkrieg, war das Wohnen als existentielle Frage problematisch geworden. Damit wurde es umso mehr als soziale Frage und als Bauaufgabe zu einem Teil der sozialen Gestaltung einer neuen Gesellschaft. (…) »Heimat ist immer etwas Retrospektives«, sagt Edgar Reitz, »ein Gefühl des Verlusts.« Allein, darin können sich nur jene einfinden, die diese innere Spannung aushalten. Diese Art der Einrichtung wäre ein permanentes Bildungsprogramm, der politische Auftrag zu Kreativität, wo sonst das Ressentiment gegen die Angst sturmläuft.“
Von den Anderen. Editorial (Auszug)
Mit Beiträgen von Zora del Buono, Donatella Di Cesare, Kossi Efoui, Natalia Ginzburg, Francis Kéré, Tammy Lai-Ming Ho, Earl Lovelace, Beatrice Minda, Kausea Natano, Lilian Peter, Edgar Reitz, Albert Renger-Patzsch, Cord Riechelmann, Cynthia Rimsky, Felwine Sarr, David Scott, Zineb Sedira, Sharon Sliwinski, Géraldine Tobe, Camille de Toledo, Jürgen Trabant, Eva Werner.
»Rhinozeros: Unverzichtbar in diesen politisch wie ökologisch dramatischen Zeiten.«
– Tilla Fuchs, Saarländischer Rundfunk«
WEITERLESEN IM BLOG: